Andreas H. Bitesnich

Yvonne Tom, Aktfotografie von Mann und Frau in einer Umarmung, ineinander verschlungen

1994

Der österreichische Fotograf und Filmemacher Andreas H. Bitesnich setzt nicht auf Subtilität. In seinen Hauptwerken - erotische Akte, Stadtansichten und Reiseaufnahmen sowie ein umfangreiches Portfolio an Werbebildern, Musikvideos und Fernsehspots - neigt er dazu, Momente der Konfrontation und der aggressiven Verführung zu inszenieren, sei es durch schreiende Straßenschilder oder gewagte Posen.

Der 1964 in Wien geborene Bitesnich machte zunächst mit seinen hochdramatischen Frauenakten auf sich aufmerksam; sein erster Band, NUDES, gewann 1998 den Kodak Photography Book Award. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat er mehrere solcher Bücher veröffentlicht, darunter WOMAN (2001), POLANUDE (2006) und MORE NUDES (2007).

Einige dieser Arbeiten enthüllen (oder verbergen) erogene Zonen durch geschickte Studiobeleuchtung, während andere strukturierte Hintergründe wie Wüstendünen und Ledersofas verwenden, um die entblößte Haut zu betonen.

Wieder andere fangen kunstvoll choreografierte Paare mit ineinander verschlungenen Gliedmaßen ein (wie in Yvonne Tom) - Quasi-Abstraktionen, die an Robert Mapplethorpe und George Platt Lynes zu erinnern scheinen.

Bitesnich ist auch für eine mehrteilige Schwarz-Weiß-Serie mit dem Titel "Deeper Shades" bekannt, in der er sich aus der kontrollierten Umgebung des Studios herauswagt und Großstädte erkundet, darunter Wien, Berlin, Pais und New York. Die Bilder sind nüchtern und oft bedrohlich, mit ihrem großzügigen Einsatz von Silhouetten und Beschwörungen der Gefahren der städtischen Umwelt; in einem Bild aus "Deeper Shades #01 New York" von 2011 wurde ein Schild mit der Aufschrift WET PAINT suggestiv abgeschnitten (das Werk trägt den Titel WET PAIN).

Bitesnich hat auch eine etwas sentimentalere Seite, die am besten in seinen Reisefotografien zum Ausdruck kommt, die in Ländern wie Kambodscha, Kuba und Kenia aufgenommen wurden. In diesem Teil seines Oeuvres wechseln sich berühmte Sehenswürdigkeiten aus der Ferne (Freiheitsstatue, Angkor Wat, Taj Mahal, Burj Khalifa) mit Nahaufnahmen von Einheimischen ab: eine faltige 104-jährige Frau, die in Kairo direkt in die Kamera starrt, ein junger Mann, der sich in einem Friseursalon in Phnom Penh rasiert.

Eine neue Hardcover-Ausgabe seines 2011 erschienenen Buches India (teNeues) enthält 175 Fotografien aus dem ganzen Land - in Farbe, Schwarz-Weiß und nostalgischem Sepia -, die sich an unterschiedlichen, aber gleichermaßen offensichtlichen Texturen erfreuen: den kreppigen Falten eines Elefantenrüssels, den Schlammpfützen in den Straßen von Varanasi, den schimmernden Schuppen um den Hals eines Schlangenbeschwörers.

Im Vorwort schreibt Bitesnich: "Indien ist ewig in Bewegung - es bewegt sich seitwärts, rückwärts, erhebt sich und bewegt sich gleichzeitig vorwärts. In Indien trifft die Vergangenheit auf die Zukunft; die Zeit scheint hier nach ihren eigenen Regeln zu vergehen." Die Bewunderer der berühmten Aktfotos des Fotografen werden auch seinen Wunsch nach einer Erweiterung seines Horizonts zu schätzen wissen.

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